Das Papier entscheidet über Haptik, Lesefreundlichkeit und Preis

Papier: Für jedes Buch gibt es das passende.
Papier: Für jedes Buch gibt es das passende.

Intuitiv fällt bei verschiedenen Papiersorten dreierlei auf: Sie unterscheiden sich in der Farbe, der Haptik und die Dicke. Jedes dieser Papiere ist für einen ganz speziellen Zweck gedacht.

Die Farbe des Papiers

Wer gerne und viel liest, vor allem Belletristik, tut dies meist auf sogenanntem Werkdruckpapier. Es hat die Farbe von Eierschalen, oft auch einen Stich ins gelbliche, es ist also nicht reinweiß. Ein solches Papier ist ideal zum Lesen. Es reduziert den Kontrast zwischen dem Weiß des Papiers und dem Schwarz der Buchstaben so weit, dass das Lesen angenehm ist.

Greift man dagegen gerne zu Sachbüchern, die viele Fotos enthalten, hat man häufig ein reinweißes Papier vor Augen. Auf solchen Papieren wirken insbesondere Farbbilder lebendiger. Diese Papiere sind meist nicht nur so hartweiß wie das Standardpapier im heimischen Drucker, sie sind auch glatter. Mitunter glänzen sie auch, um den Bildern mehr Brillanz zu verleihen.

Hier zeigt sich, dass die Wahl der Papiersorte viel mit dem Zweck eines Buchs zu tun hat. Soll es (wie ein Roman) einfach leicht lesbar sein oder für den Vierfarbdruck von Fotos oder Grafiken optimiert sein? Davon hängt wiederum auch die Haptik eines Buchs ab.

Gestrichene und ungestrichene Papiere

Papier ist zunächst einmal eine offenporige Angelegenheit. Ein Papier, wie es aus der Produktion kommt, nimmt Tinte und Druckfarbe dank seiner natürlichen Saugfähigkeit gut auf. Beim Berühren fühlt es sich etwas rau an. In der Branche spricht man von «ungestrichenen» oder «Naturpapieren».

Je nach Qualität und Holzhaltigkeit des Papiers kann die Tinte eines Füllfederhalters darauf auch schon mal etwas unkontrolliert zerfließen oder ausfransen. Das ist teils auch bei den handelsüblichen Druckerpapieren im Din-A-4-Format der Fall. Das Beispiel zeigt jedoch zugleich: Für den Druck ist das relativ unerheblich.

Für ein Buch gilt: Diese ungestrichenen, naturfarbenen Papiere sind ideal für den Druck von in Schwarzweiß gesetzten Textseiten oder eingeschränkt auch für die Abbildungen von mehrfarbigen Zeichnungen (ein Beispiel hier). Sie sind aufgrund ihrer Farbe lesefreundlich und verfügen über eine angenehme Haptik.

Ganz anders sind die Ansprüche an ein Papier, wenn es um den Druck von hochauflösenden Fotos geht. Für diese Zwecke gibt es die sogenannten gestrichenen Papiere, die auch als «Kunstdruck-» oder «Bilderdruckpapiere» bezeichnet werden.

Sie werden durch einen Bindemittelauftrag, den «Strich» veredelt. Dabei wird klassischerweise ein Naturprodukt wie Kreide, Kaolin oder Kasein auf die Oberfläche aufgetragen. Heute werden teils auch synthetische Materialien verwendet.

Ergebnis sind sehr glatte und deutlich weniger saugfähige Papiere mit einer matten oder auch hochglänzenden Oberfläche, die Fotos deutlich präziser und brillanter wiedergeben als ein ungestrichenes Naturpapier.

Auf diesen fühlbar glatten Papieren zerfließt keine Farbe mehr. Wer sie mit Tinte beschreiben will, muss lange warten, bis die Schrift getrocknet ist. Die Druckfarbe haftet aber sehr gut und präzise auf ihnen. Gerade das ermöglicht eine besonders detailreiche und unverfälschte Wiedergabe.

Die Auswahl des je nach Publikation passenden Papiers ist insbesondere auch für Selfpublisherinnen und Selfpublisher relevant, die ihre Bücher selbst gestalten und ihre Dateien bei einem Print-on-Demand-Anbieter oder einer Online-Druckerei hochladen. Da entscheidet nur ein Klick über die spätere Qualität eines Buchs.

Wer beispielweise einen Roman veröffentlichen möchte, stellt bei einer Online-Druckerei oft fest, dass das Werkdruckpapier, welches sich am besten eignen würde, oft teurer ist als ein gestrichenes, hochweißes Bilderdruckpapier und wählt dann dieses schlicht aus Preisgründen. Das Ergebnis ist dann entsprechend nicht ganz optimal.

Einige Online-Druckereien bieten gratis oder zumindest sehr preiswert Papiermusterbücher an, in denen man die Papiere im Angebot «in echt» bereits im Voraus beurteilen kann.

Das Gewicht eines Papiers

Nach der Wahl der Papiersorte folgt jene der Grammatur des Papiers. Dieses Papiergewicht wird in der Einheit Gramm pro Quadratmeter angegeben. Das Standard-Papier für Bürodrucker hat ein Gewicht von 80g/m², Briefpapier variiert von 70 bis 90g/m².

Die Grammatur eines Papiers wird in Gramm pro Quadratmeter angegeben.
Die Grammatur eines Papiers wird in Gramm pro Quadratmeter angegeben.

Auch Bücher bewegen sich meistens in diesem Grammatur-Bereich. Eine Ausnahme sind Bände mit tausend oder mehr Seiten, für die oft ein Dünndruckpapier mit einem Papiergewicht von nur 25-60g/m² verwendet wird, damit das Buch nicht zu dick und schwer wird. Bestes Beispiel sind Bibelausgaben, daher ist oft auch von «Bibeldruckpapier» die Rede.

Aber auch bei besonders umfangreicher Belletristik wird solches Papier eingesetzt, etwa bei Stephen Kings Roman «The Stand – Das letzte Gefecht», der es in der Taschenbuchausgabe auf 1712 Seiten bringt und dennoch nicht einmal ein Kilogramm auf die Waage bringt.

Solche Bücher kennen auch die Leserinnen und Leser von Ken Follets historischen Romanen. Sowohl die «Kingsbridge»-Reihe als auch seine «Jahrhundert-Saga», die vom Ersten Weltkrieg bis zum Berliner Mauerfall reicht, umfasst Bände mit regelmäßig mehr als 1000 Seiten. Auch sie sind auf dünnem Papier gedruckt.

Nun würde man intuitiv meinen, je schwerer das Papier sei, um so dicker sei es. Das ist oft, allerdings nicht immer der Fall. So kann ein gestrichenes Bilderdruckpapier von 100g/m² dünner sein als ein Werkdruckpapier mit einem Gewicht von nur 80g/m². Ein Buch wird im ersten Fall dünn und schwer, im zweiten dagegen dicker, zugleich aber auch leichter.

Das Volumen eines Papiers

Ausgedrückt werden diese Unterschiede mit dem Begriff «Papiervolumen». Er beschreibt das Verhältnis zwischen der Dicke eines Papiers und seinem Gewicht. Vergleichen lassen sich damit die Varianten einer bestimmten Papiersorte.

So wird beispielsweise das Werkdruckpapier Munken Print cream in den für Romane relevanten Grammaturen 80 und 90g in den Varianten 1,5- und 1,8-faches Volumen angeboten. Je höher der Volumenwert, desto dicker ist das Papier bei gleichem Gewicht.

Das hat Auswirkungen sowohl auf die Covergestaltung, da dadurch der Buchrücken schmaler oder breiter wird, als auch auf den Postversand für Bücher, wenn es Beschränkungen für die Dicke von Briefsendungen gibt, wie es etwa in der Schweiz der Fall ist.

Daneben bestimmt das Papiervolumen selbstverständlich die haptische Leseerfahrung. Dickeres Papier fasst sich anders an als dünnes und bietet eine andere Erfahrung beim Umblättern.

Die Opazität eines Papiers

Wenn wir einen Brief mit der breiten Feder eines Füllers schreiben, verwenden wir gerne ein Papier, auf dem die Schrift nicht auf der Rückseite durchscheint, denn dann können wir diese nicht mehr beschreiben.

Nun stellt dünnflüssige Füllhaltertinte vergleichsweise extreme Anforderungen an ein Papier, dennoch gilt es, das Phänomen des Durchscheinens auch bei der Auswahl eines Papiers für ein Buch zu beachten. Der Fachbegriff für die Lichtundurchlässigkeit eines Papiers ist «Opazität».

Auch hier geht die Intuition fehl, wenn sie suggeriert, dickes Papier sei stets weniger durchscheinend als dünneres. Das trifft zwar sehr oft zu, aber eben nicht immer. Schon die schiere Existenz des Bibeldruckpapiers straft diese Idee Lügen. Denn auch solch dünne Papiere können über eine vergleichsweise hohe Opazität verfügen.

Scheint von der Rückseite gar nichts durch, spricht man von einer Opazität (Lichtundurchlässigkeit) von 100 Prozent. Für den Druck eines Schwarzweiß-Textes wie eines Romans sind Werte ab 90 Prozent ausreichend. Gängige Werkdruckpapiere liegen dort oder knapp darüber.

Geht es dagegen um den Druck von Fotos oder Grafiken, empfiehlt sich die Wahl eines Papiers mit höherer Opazität. So wurde beispielweise für den Band mit Zeichnungen von Lisali Frey das Munken Print Cream 130g verwendet, für das Buch «Graubünden schreibt» mit ganzseitigen Schwarzweiß-Fotografien das Magno Volume 150g. Beide verfügen über eine ausreichend hohe Opazität, so dass auch gedeckte Flächen nicht durchscheinen.

Fazit

Die Auswahl an Papieren ist groß. Wer per Print-on-Demand veröffentlicht, sollte die naturgemäß wenigen möglichen Varianten sehr bewusst auswählen. Wer Online-Druckereien für Auflagen bis 300 Stück nutzen möchte, sollte die verschiedenen Anbieter nicht nur nach dem Gesichtspunkt Preis, sondern auch nach dem jeweilgen Papierangebot bewerten.

Wer für höhere Auflagen eine Anfrage an eine klassische Druckerei richtet, sollte relativ genau wissen, was er oder sie will und die Beratungskompetenz des jeweiligen Betriebs ebenfalls gut einschätzen können, bevor ein Auftrag erteilt wird. Etwas Vorwissen ist dabei äußerst hilfreich.

Ein gelungenes Buch besteht aus Wissen, Phantasie, Herzblut – und dem passenden Papier.

Bildnachweise: Papier: public domain.


Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Coverdesign, Buchproduktion für Selfpublisher und kleine Verlage im Sarganserland: Wolfgang Frey, 8888 Heiligkreuz (Mels), freier Lektor des Qultur-Verlags.

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