Ein Buch liest sich am besten mit guter Ty­po­gra­fie.

Ein historischer Setzkasten für den Bleisatz.
Ein Setzkasten für den historischen Bleisatz, der bis in die 1970er Jahre verwendet wurde.

Die Lehre von den Schriften reicht weit zurück – bis in die Zeiten, als die Menschen erstmals begannen, Dinge zu zählen und aufzuschreiben. Erste Impulse dafür waren der entstehende Handel, die Verwaltung von Lagern mit Waren aller Art und die Buchführung. Dabei musste notiert und gerechnet werden. Vor rund 5000 Jahren begannen die Sumerer damit; ihre (Keil-)Schrift gilt als die erste von Menschen verwandte.

Jahrhundertelang wurden Striche und Formen vor allem in Tontafeln geritzt, in Stein geschlagen oder von Hand auf Pergament verewigt. Erst mit Johannes Gutenberg, der als Erfinder des Buchdrucks in Europa gilt, entstanden im 15. Jahrhundert die Druckschriften, wie wir sie heute aus Büchern kennen.

Das Schreiben und oft auch das Lesen war Buchhaltern, Kirchenleuten und anderen höher Gebildeten vorbehalten, alles andere wurde mündlich überliefert.

Die wichtigsten Schriftfamilien

Seit der Erfindung des Buchdrucks sind Abertausende von Schriften für jegliche denkbaren Zwecke entstanden. Im Zuge der Digitalisierung hat ihre Zahl nochmals rasant zugelegt. Grob lassen sich die heute für den Buchdruck relevanten Zeichensätze in drei Klassen einteilen: die mit Serifen geschmückten Antiqua-, die serifenlosen Groteskund die sogenannten Display- oder Akzidenzschriften.

Während die Antiqua- und die Grotesk-Typen für Fließtexte (also als «Brotschrift») eingesetzt werden, kann eine Displayschrift für einen Buchtitel auf dem Umschlag verwendet werden. Entworfen wurden und werden solche Schriften meist für Reklamezwecke, daher rührt die Bezeichnung «Displayschriften» (von englisch «display window» für «Schaufenster»).

Display- oder Akzidenzschriften
Display- oder Akzidenzschriften.

Schrifttypen wie diese werden oft für Firmen entworfen, wie etwa für den Schriftzug der Marke Nivea des Beiersdorf-Konzerns, für Filme wie den Science-Fiction-Klassiker «Star Wars» («Krieg der Sterne»), zudem für Bands, Organisationen und viele andere, die sich mit einer eigenen Schrift einen einheitlichen optischen Auftritt verschaffen wollen.

Dieses wiederkehrende Erscheinungsbild (im Werbesprech «Corporate Design»), welches maßgeblich auf den Schrifttypen basiert, wird häufig auch für Buchreihen genutzt, so beispielsweise für die in Bayern angesiedelten «Eberhofer»-Krimis von Rita Falk oder Jo Nesbos Geschichten um den oft alkoholisierten skandinavischen Ermittler Harry Hole. So ist bereits am auch ansonsten mit wiedererkennbaren Elementen gestalteten Cover erkennbar, dass ein Buch Teil einer ganzen Serie von Titeln ist. Das handhaben auch zahlreiche Autorinnen und Autoren so, die ihre Bücher als Selfpublisher veröffentlichen.

Während sich Display- oder Akzidenzschriften also prima für Titel eignen, sind sie für den Fließtext völlig ungeeignet. Daher werden dafür deutlich besser und schneller lesbare Schriften aus den Familien der Antiqua oder der Grotesk benutzt.

Links die Antiqua-Schrift Sabon, rechts die serifenlose Helvetica.
Links die Antiqua-Schrift Caslon, rechts die serifenlose Grotesk-Schrift Helvetica.

Das obige Schaubild zeigt den Unterschied zwischen diesen beiden für den Buchdruck verwendeten Schriftfamilien. Links die Antiqua Caslon, in der auch einige große Verlage die Fließtexte ihrer Romane setzen, rechts die serifenlose Helvetica, die auf jegliche Schmuckelemente verzichtet. Diese und andere Grotesk-Schriften wirken entsprechend kühler und sachlicher. Sie werden häufig für Texte in Fach- und Sachbüchern verwandt.

Die Lesbarkeit von Fließtexten, so zeigen Untersuchungen, fällt den meisten Menschen jedoch leichter, wenn eine Serifenschrift, also eine Antiqua für den Text eines Buchs verwendet wird. Von dieser Schriftfamilie existieren viele verschiedene Typen, das Schaubild unten zeigt Beispiele für Variationen bei deren Serifen.

Verschiedene Formen von Serifen.
Verschiedene Formen von Serifen.

Zu den auch auf vielen Heimcomputern verwandten Serifenschriften, die sich für den Fließtext eignen, zählt beispielsweise die Garamond, von großen Verlagen wird oft auch die Bembo verwandt, die durch ihren langen horizontalen Abstrich beim «R» auffällt.

Für die Nutzung einer Schrift braucht es eine Lizenz

Wer sein Buch als Selfpublisherin oder Selfpublisher selbst setzt, sollte darauf achten, die Lizenzen für die jeweiligen Schriften zu besitzen, denn auch diese unterliegen – ebenso wie der Text eines Buchs – (zum Glück für die Urheber!) dem Urheberrecht. Sie dürfen ebenso wenig wie ein Text einfach so honorarfrei für die Zwecke einer (kommerziellen) Veröffentlichung genutzt werden.

Zahlreiche Internetportale bieten Schriften zwar zum «Gratis-Download» an, das bedeutet aber nicht, dass sie «gratis» für eine Buchveröffentlichung genutzt werden dürfen, der ja in den allermeisten Fällen eine Gewinnerzielungsabsicht zugrunde liegt.

Die gute Nachricht ist, dass jene Schriften, die mit dem Betriebssystem des eigenen Computers mitgeliefert werden, in der Regel problemlos auch für Bücher eingesetzt werden können – die Lizenzgebühren sind mit dem Kauf des Betriebssystems dann bereits beglichen.

Wer eine besondere, andere Schrift verwenden möchte, kann die Lizenz dafür relativ preiswert erstehen. Kaum eine Schriftlizenz kostet mehr als 100 Franken, Euro oder US-Dollar, die meisten kommen gerade einmal auf die Hälfte.

Prüfen sollte man vor einem Kauf, ob der jeweilige Zeichensatz einer Schrift auch Varianten wie «kursiv», «halbfett» (im Buchdruck das Äquivalent zu «fett» in Textverarbeitungsprogrammen) und «Kapitälchen» enthält, falls man diese Varianten im Buch nutzen möchte. Das Gleiche gilt auch für Sonderzeichen oder Akzente. Nicht alle Schriftpakete, die man sich gratis oder bezahlt herunterladen kann, enthalten automatisch alle Variationen.

Literatur zum Thema Typografie

Die Typografie ist ein spannendes Feld, begegnet sie uns doch tagtäglich überall. Sie findet sich auf Zeitungsseiten, Plakaten, Webseiten, Produktverpackungen im Supermarkt oder den im Internet verbreiteten «Memes». Meist wird ihr wenig Beachtung geschenkt. Sie entscheidet letztlich aber darüber, wie wir ein derart gestaltetes Produkt wahrnehmen: stimmig, chaotisch, aufgeräumt, kühl, beruhigend oder anregend.

Literatur zum Thema Typografie ist dennoch relativ selten in Buchhandlungen zu finden, es ist tatsächlich ein Spezialgebiet. Daher sind diese Bücher auch vergleichsweise teuer, da sie keinen großen Markt bedienen. Im Folgenden einige günstigere, aber sehr hilfreiche Empfehlungen:

Jim Williams: «SCHRIFT WIRKT!», Mainz, Hermann Schmidt Verlag, 2013

Garfield, Simon: «Just My Type: Ein Buch über Schriften», Berlin, Ullstein Verlag, 2012 (in deutscher Übersetzung nur noch antiquarisch erhältlich)

Jan Tschichold: «Erfreuliche Drucksachen durch gute Typographie: Eine Fibel für jedermann», Augsburg, Maro-Verlag, 1988 (antiquarisch erhältlich)

Hans Peter Willberg: «Wegweiser Schrift», Mainz, Hermann Schmidt Verlag, 2016

Wertvolle Informationen zum Thema Typografie finden sich auch auf der Webseite typolexikon.de von Wolfgang Beinert.

Bildnachweise: Setzkasten: Willi Heidelbach, cropped, licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license; Displayschriften: Wolfgang Frey; Antiqua- und Grotesk-Schriften: GearedBull, licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic license; Serifenformen: BK, public domain.


Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Coverdesign, Buchproduktion für Selfpublisher und kleine Verlage im Sarganserland: Wolfgang Frey, 8888 Heiligkreuz (Mels), freier Lektor des Qultur-Verlags.

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